#Kiezblock-Entwürfe für Pankow

Anwohner*innen stellen den Kollwitz-Kiezblock (B2) vor.

Was Friedrichshain-Kreuzberg gut kann, kann Pankow selbstverständlich noch besser: Am 12. Februar stellten Nachbarschaftsgruppen ihre Ideen und Entwürfe (PDF) für ein zusammenhängendes Stadtgebiet mit 18 Kiezblöcken vor. Dadurch könnte Pankow erreichen, was eine Studie für Barcelona prognostiziert: 24% weniger Stickoxide, 200 Tage längere Lebenserwartung, 19% weniger private Kfz-Fahrten. Vorteile, die auch an den Haupverkehrsstraßen ankommen. Kiezblocks mit ihren Diagonalsperren könnten sich so als Wunderwaffe im Berliner Verkehrschaos erweisen:

Kiezblocks können fast alles

  • Alle Häuser bleiben mit dem Auto erreichbar,
  • ohne Kfz-Durchfahrtsverkehr entstehen sichere Routen für entspanntes Radfahren und zu Fuß gehen,
  • Menschen aus überfüllten U-Bahnen und Hauptstraßen können nun auf’s Rad umsteigen,
  • die Luft wird so auch an den Hauptstraßen sauberer und Fahrverbote unnötig,
  • Straßen mit Kopfsteinpflaster werden leiser,
  • das alte Auto des Nachbarn wird überflüssig und macht Platz,
  • die Parkplätze können dennoch bleiben,
  • Planung und Umsetzung sind schnell und flexibel möglich, und alles ist super preiswert!

Einziger Nachteil: Wer mit dem Auto unterwegs ist, fährt manchmal einen kleinen Umweg. Sind wir dazu bereit?

Für diese 18 Pankower Kiezblocks liegen Entwürfe vor. Zum Vergrößern anklicken (pdf).

Nachbarn arbeiten über Wochen zusammen

Mehr als 70 Bürger*innen haben die 18 Kiezblocks entworfen und vor Ort untersucht. Die Arbeit begann in einem Planungsworkshop, den wir gemeinsam mit der Pankower Grünen, der AG Verkehr der Bremer Höhe sowie Stadt für Menschen veranstalteten.

Auch die zweite Veranstaltung unserer Workshopreihe war mit ca. 100 Teilnehmenden ein voller Erfolg. Die Gruppen präsentierten am 12.2.2020 die Besonderheiten ihrer Kieze und zeigten, wie mit Diagonalsperren, Einbahnstraßen und anderen Mitteln Autos einfach in Schleifen durch den Kiez geleitet werden können und immer an der Seite herauskommen, an der sie auch hereingefahren sind.

Umsetzung durch Bezirksamt beginnt 2020

Machbarkeitsstudie (PDF 42 MB)

Nun liegt der Ball beim Bezirksamt. Stadtrat Kuhn nahm die Ergebnisse in Empfang und sagte zu, drei Pankower Wohnviertel bis Mitte 2021 durch physische Barrieren vom Durchgangsverkehr zu befreien, eines davon möglichst schon in diesem Jahr. Damit bekommt auch ein entsprechender Beschluss der BVV Pankow kräftigen Rückenwind. Drei als Zahl klingt wenig, wer die Diskussion in den anderen Berliner Bezirken verfolgt, weiß um die Herausforderung dieser Aufgabe.

Damit das gelingt, schlagen wir in der Machbarkeitsstudie auch gleich einen schlanken 10-Schritte-Prozess für die Umsetzung vor. Zudem wollen wir für jeden Kiez die Umsetzung Schritt für Schritt beobachten und aktiv begleiten. Die komplette Machbarkeitsstudie mit den Entwürfen und detaillieren Begründungen ist nun verfügbar. Für Detailfragen und Verbesserungsvorschläge sind die dort genannten Aktiven in den Kiezen ansprechbar!

Update 17.9.2020: Beratung im BVV-Verkehrsausschuss:

Der Verkehrausschuss der BVV Pankow hat sich heute über den Umsetzungsstand der Kiezblocks berichten lassen. Interessant: Alle scheinen sich einig zu sein, dass die Pankower Kieze vor dem Kfz-Durchfahrtsverkehr geschützt, und dass dadurch attraktive Routen für den Fuß- und Radverkehr geschaffen werden sollen. Strittig diskutiert wurde lediglich die vom Bezirksamt vorgeschlagene Priorisierung. Als Umsetzungshürden wurden identifiziert: die rechtliche Unsicherheit, die sich durch die autozentrierte StVO ergeben, sowie die Arbeitskapazitäten im Bezirksamt, insbesondere in der Straßenverkehrsbehörde. @Micha, @JuStPankow und andere berichteten bei Twitter.

Als Netzwerk Fahrradfreundliches Pankow haben wir deutlich gemacht, dass Kiezblocks flächendeckend eingeführt werden sollten, weil dann der Netzwerkeffekt eintritt, durch den sogar die Hauptverkehrsstraßen entlastet werden können. Eine lange Debatte um die Reihenfolge der Umsetzung finden wir kontraproduktiv, vielmehr sollten die Bezirksverordneten ihrer Verwaltung den Rücken stärken, und sie ermutigen auch ungewöhnliche juristische Wege zu gehen. Schnelles Handeln ist auch deshalb geboten, weil Kiezblocks eines der wenigen wirksamen Klimaschutzwerkzeuge sind, die der Bezirk hat. Das Projekt darf nicht in den Mühlen der Bürokratie versanden!

Konkreter Vorschlag: Das externe Büro sollte mit einem agilen, also experimentellen Ansatz beauftragt werden: In allen Kieze sollten die Diagonalsperren in der Realität ausgetestet, Fehler schnell erkannt und verbessert werden. Nur so ist die Umsetzung schnell und preisgünstig möglich. Hier unsere Folien.

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